Nebenschilddrüsen

Nebenschilddrüsen

Kaum erbsengroß, liegen die Nebenschilddrüsen etwas verborgen an der Rückseite der Schilddrüse. Die meisten Menschen besitzen insgesamt vier dieser kleinen Hormondrüsen. Trotz ihrer Unscheinbarkeit sind die Nebenschilddrüsen lebenswichtig, denn sie bilden das sogenannte Parathormon, das im Zusammenspiel mit anderen Faktoren das Gleichgewicht der Mineralstoffe Kalzium und Phosphat reguliert.

Nebenschilddrüsen-Hormone beeinflussen Knochengesundheit

Die beiden Mineralstoffe Kalzium und Phosphat sind ein wichtiger Bestandteil der Knochen. Stimmt der Parathormon-Spiegel nicht, hat das daher häufig Auswirkungen auf die Knochengesundheit. Auch weitere Beschwerden wie Nierensteine oder Magenprobleme können mit den Nebenschilddrüsen in Verbindung stehen. Doch nicht immer liegt das Problem ursächlich in den Nebenschilddrüsen, wenn der Kalzium- und Phosphat-Haushalt aus dem Gleichgewicht gerät. Daher ist in solchen Fällen eine gründliche internistische und endokrinologische Abklärung nötig.

Erkrankungen der Nebenschilddrüsen erkennen und behandeln

In unserer endokrinologischen Praxis sind wir auf Erkrankungen der Nebenschilddrüsen sowie auf Störungen des Knochenstoffwechsels spezialisiert. Besteht der Verdacht auf eine Nebenschilddrüsen-Erkrankung oder wurde etwa bei einer Routine-Untersuchung ein veränderter Kalzium-Wert festgestellt, leiten wir zunächst die erforderliche Diagnostik in die Wege: So können unter anderem laborchemische Blut- und Harnuntersuchungen oder Ultraschall-Untersuchungen sinnvoll sein, um eine mögliche Nebenschilddrüsen-Erkrankung festzustellen oder auszuschließen. Bei der anschließenden Therapie behalten wir stets auch Folge- oder Begleiterkrankungen wie Osteoporose oder Nierenerkrankungen im Blick.
Zu den häufigsten Nebenschilddrüsen-Erkrankungen zählen:

Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus)

Stellen die Nebenschilddrüsen ihre Funktion ganz oder teilweise ein, dann mangelt es dem Körper an Parathormon – die medizinische Bezeichnung lautet Hypoparathyreoidismus. Die häufigste Ursache ist eine vorausgegangene Schilddrüsen-Operation, bei der die empfindlichen Nebenschilddrüsen versehentlich entfernt, verletzt oder von der Blutversorgung abgeschnitten wurden. In seltenen Fällen kann auch eine Autoimmunerkrankung oder genetisch bedingte Störung zugrunde liegen.

Durch den Mangel an Parathormon kommt es zu Verschiebungen im Mineralstoff-Haushalt: So ist meist der Kalzium-, Magnesium- und Vitamin-D-Spiegel verringert, der Phosphat-Wert dagegen etwas erhöht. Ein schwerer Mangel an Kalzium kann sich durch Muskelkrämpfe, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie ein Kribbeln in den Händen und um den Mund herum bemerkbar machen. Längerfristig kann es zu Schäden an verschiedenen Organsystemen kommen.

In vielen Fällen lässt sich der Mangel an Parathormon durch die Gabe von Kalzium, Magnesium und aktivem Vitamin D in Tablettenform ausgleichen. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, den Hormonhaushalt durch künstlich hergestelltes Parathormon zu normalisieren. In jedem Fall ist es wichtig, die Einstellung regelmäßig zu kontrollieren, da sich sowohl ein zu hoher als auch ein zu niedriger Kalzium-Spiegel auf den Körper schädlich auswirkt.

Überfunktion der Nebenschilddrüsen: Primärer Hyperparathyreoidismus

Normalerweise passen die Nebenschilddrüsen ihre Produktion von Parathormon immer exakt an den aktuellen Kalzium-Spiegel im Blut an. Manchmal kommt es aber vor, dass eine oder seltener mehrere Nebenschilddrüsen unabhängig vom Kalzium-Spiegel zu viel Parathormon freisetzen. Man sagt dann auch, sie arbeiten autonom. Häufig ist eine gutartige Raumforderung (Adenom) einer Nebenschilddrüse die Ursache.

Der Überschuss an Parathormon verursacht anfangs oft keine Beschwerden. Langfristig können durch die vermehrte Kalzium-Ausscheidung beispielsweise Nierensteine oder eine Verkalkung der Niere mit daraus folgender Funktionseinschränkung entstehen. Außerdem wird durch die Verschiebungen im Mineralstoff-Haushalt verstärkt Knochenmasse abgebaut, wodurch das Risiko für Osteoporose steigt. Auch Magen-Darm-Beschwerden, Muskelschmerzen oder Bluthochdruck sind mögliche Folgen. Als Therapie ist manchmal eine Operation sinnvoll, bei der die krankhafte Nebenschilddrüse entfernt wird. Alternativ ist eine medikamentöse Behandlung möglich. Bestehen keine Beschwerden, dann kann es auch ausreichen, die Erkrankung weiter zu beobachten.

Überfunktion der Nebenschilddrüsen: Sekundärer Hyperparathyreoidismus

Manchmal liegt die eigentliche Ursache aber anderswo, wenn die Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon produzieren. So kann es beispielsweise sein, dass infolge einer Niereninsuffizienz oder eines schweren Vitamin-D-Mangels ein Mangel an Kalzium besteht. Als Reaktion darauf produzieren die Nebenschilddrüsen vermehrt Parathormon, um den Mangel an Kalzium im Blut durch eine erhöhte Freisetzung aus Knochen und Bindegewebe auszugleichen. In diesem Fall sind die Nebenschilddrüsen eigentlich gesund und passen sich nur an die veränderten Bedingungen an – man spricht auch von einem sekundären Hyperparathyreoidismus. Hier ist es in erster Linie wichtig, die Grunderkrankung zu behandeln.

FAQs

Die Nebenschilddrüsen sind lebenswichtige hormonbildende Drüsen. Sie produzieren das sogenannte Parathormon, das zusammen mit anderen Faktoren für die Regulation des Kalzium- und Phosphat-Stoffwechsels eine zentrale Rolle spielt. Kalzium und Phosphat sind als Baustoff für Knochen und Zähne wichtig. Darüber hinaus wird Kalzium auch benötigt, damit Nerven und Muskeln richtig funktionieren.

Erste Hinweise auf eine Funktionsstörung der Nebenschilddrüsen liefern laborchemische Blutuntersuchungen. Insbesondere erhöhte oder erniedrigte Kalzium- und Phosphat-Werte oder ein veränderter Parathormon-Spiegel können auf Erkrankungen der Nebenschilddrüsen hindeuten. Da aber auch andere Ursachen möglich sind, ist in der Regel eine weiterführende Diagnostik nötig.

Aufschlussreich ist etwa die Bestimmung der Kalzium-Ausscheidung mittels 24-Stunden-Harnuntersuchung. Durch Ultraschall-Untersuchungen können Raumforderungen der Nebenschilddrüsen sichtbar gemacht werden. In einigen Fällen ist darüber hinaus eine nuklearmedizinische Funktionsuntersuchung (Szintigrafie) der Nebenschilddrüsen sinnvoll.

Ein erhöhter Kalzium-Spiegel verursacht oft keine unmittelbaren Beschwerden, kann langfristig aber viele Stoffwechsel-Prozesse aus dem Lot bringen und in der Folge zu Schäden an verschiedenen Organsystemen führen. Mögliche Folgeerkrankungen sind etwa Nierensteine, Osteoporose, Magengeschwüre, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Muskelschwäche oder Muskelschmerzen und Bluthochdruck.
Ein leicht erniedrigter Kalzium-Spiegel verursacht oft keine unmittelbaren Symptome. Längerfristig kann es zu einer Reihe an Beschwerden kommen, etwa Veränderungen von Haut, Haaren und Fingernägeln oder einem Grauen Star (Katarakt). Da der Körper versucht, das im Blut fehlende Kalzium aus den Knochen zu mobilisieren, kann sich darüber hinaus eine Osteoporose entwickeln. Ein schwerer Mangel an Kalzium macht sich meist durch Symptome wie Muskelkrämpfe oder einem Kribbelgefühl bemerkbar. Auch Krampfanfälle oder Herzrhythmusstörungen sind als Folge möglich.